Was sind die Vorteile des Programms im Vergleich zu anderen Masterstudiengängen und Doktorandenprogrammen, die angeboten werden?
Das HEIPAR-Programm zeichnet sich natürlich besonders durch die Möglichkeit aus, vollkommen interkulturell studieren zu können. Die gleichwertige Aufteilung der Studienzeit auf zwei Universitäten ermöglicht es, den Unialltag und die Forschungslandschaft sowohl in Frankreich als auch in Deutschland tiefgreifend kennenzulernen und zu erleben. Besonders wichtig hierbei ist, dass die Kurse jeweils auf Deutsch und Französisch erteilt werden. Somit werden nicht nur im Alltag, sondern auch an der Uni beide Sprachen ständig auf einem hohen Niveau geübt. Auf diese Weise kann man seine mündlichen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeiten in der Fremdsprache stark ausbauen, wobei man aber auch nicht die Muttersprache vernachlässigt. Das Üben dieses sprachlichen Geschickes und die interkulturelle Konzipierung des Studiengangs sind besonders im Kontext der immer internationaleren Forschung sehr sinnvoll. Hiermit kommen wir auch zur zweiten großen Stärke des Programms: das Eintauchen in die Geschichtsforschung durch das Learning by Doing-Prinzip. Da es sich um einen Forschungsmaster handelt, sucht man sich bereits bei der Bewerbung ein Thema aus, an dem man zwei Jahre lang forschen möchte. Die sehr guten Kursangebote und zahlreich hochqualifizierten Lehrkräfte in Heidelberg und an der EHESS helfen dann die eigenen Ideen in einer vergleichsweise sehr ausgereiften Masterarbeit zu konkretisieren. Die Doppelbetreuung durch eine französische und eine deutsche Lehrkraft ist hierfür besonders bereichernd, weil sie die Einbringung verschiedener Perspektiven fördert. Schließlich ermöglicht das Programm den Studierenden, Doktoranden und Beauftragten sich zweimal jährlich in sogenannten Ateliers zu versammeln. Jene Veranstaltungen bieten den Raum die eigene Forschung (und die der anderen) vorzustellen und zu besprechen, was in anderen Masterstudiengängen seltener der Fall ist. Das Programm bildet also einen hervorragenden Rahmen, um das Geschichtsschreiben zu üben und die eigene Forschung international zu entfalten.
Wie war das für dich, ein Jahr lang in einem anspruchsvollen Studiengang im Ausland zu studieren?
Ich bin selbst Deutsch-Franzose, deshalb hat der Master mir vor allem die Gelegenheit geboten meine beiden Heimatländer in einem Studium kombinieren zu können. Das erste Jahr an der EHESS war trotzdem ziemlich anspruchsvoll, weil das Niveau der Studierenden generell sehr hoch ist. Ich musste besonders viel bezüglich der Historiographie nachholen, die ich in meinem Bachelorstudium in Heidelberg nicht so gut kennengelernt hatte. Mir hat das aber viel Spaß gemacht und ich habe mich gefreut, so viele neue Themen zu entdecken.
Konntest du dich schnell an das Leben im Ausland anpassen?
Wie gerade schon erläutert, war für mich der Aufenthalt in Frankreich nicht wirklich ein Auslandsaufenthalt. Ich konnte mich sofort gut einleben, da ich in der Nähe von Paris aufgewachsen bin. Endlich mal in Paris zu leben war aber sehr aufregend und ich habe in diesem Jahr die Hauptstadt komplett neu für mich entdeckt. Besonders schwierig ist anfangs jedoch die Wohnungssuche. Damit sollte man sich schon früh befassen und am besten andere Studierende des Programms kontaktieren. Ich hatte das Glück, dass ich im Deutschen Haus in der Cité universitaire einen Platz erhalten habe. Das Wohnen auf diesem internationalen Campus hat das Jahr in Frankreich besonders schön gemacht. Sonst gab es anfangs auch ein paar administrative Schwierigkeiten, um sich sowohl an der Universität Heidelberg als auch an der EHESS gut einzuschreiben. Dank der Hilfe meiner KommilitonInnen haben wir uns aber auch hier gut durchgekämpft und es stand immer ein Programmbeauftragter für Fragen zur Stelle.
Wie hat dich das Programm im Hinblick auf deine Berufswahl/auf deinen weiteren Lebensweg beeinflusst?
Das Programm hat meine interkulturelle Berufung noch deutlich gestärkt. Ich bin zwar als Deutsch-Franzose aufgewachsen, doch konnte ich erst in diesem Masterstudium dieses Potential völlig entfalten. Ich fühle mich nun noch sicherer selbstbewusst in einem internationalen Kontext aufzutreten; vor allem bin ich meiner französischen und deutschen (aber auch spanischen und englischen) Ausdrucksfähigkeiten deutlich sicherer. Es motiviert mich sehr auch weiterhin auf der deutsch-französischen, der europäischen oder einer weiteren internationalen Ebene aktiv zu sein, sei es durch kulturelle Institute im Ausland, die Forschung, den Journalismus oder vielleicht sogar die Diplomatie. Außerdem hat mir das Kennenlernen der französischen und deutschen Forschungslandschaften und die Umsetzung meines eigenen Forschungsprojektes sehr viel Spaß gemacht. Aus diesem Grund bereite ich aktuell einen Doktor vor und werde mich nächstes Jahr auf Stellen bewerben, um auch weiterhin an meinen Interessen zu forschen.
Welche Tipps hast du für zukünftige Teilnehmer des Studien- und Doktorandenprogramms?
Einen Master auf zwei Sprachen zu studieren ist natürlich ziemlich anspruchsvoll, jedoch sollte man sich keineswegs vom Sprachniveau abschrecken lassen. Vertraut auf eure Fähigkeiten und habt keine Angst Fehler in der Fremdsprache zu machen, sondern lasst euch darauf ein sie zu üben. Es gibt immer Möglichkeiten sich diesbezüglich mit Kommilitonen auszutauschen und die Lehrkräfte und weiteren Personen, mit denen ihr zu tun haben werdet, werden in den allermeisten Fällen großes Verständnis zeigen. Ihr seid ja auch im Master, um zu lernen, und braucht nicht von Anfang an perfekt zu sein. Besonders wichtig ist es, dass ihr euch traut die andere Sprache zu sprechen und zu schreiben! Das ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich! Versucht vor allem während des Auslandsaufenthaltes Kontakte zu knüpfen. Genießt diese Zeit im Ausland! Das Studium ist anspruchsvoll und kann sehr stressig werden, aber auch wenn es viel Arbeit ist, nehmt euch die Zeit Pausen zu machen und auch außerhalb des Studiums Spaß zu haben. Deutlich leichter wird das Studium auch dadurch, wenn ihr ein Forschungsthema auswählt, für das ihr brennen könnt. Keine Sorge, eine ganz feste Idee muss bei der Bewerbung noch nicht stehen. Ihr werdet während des Studiums noch genug Zeit haben eure Ideen ausreifen zu lassen, doch ist es umso besser, wenn diese ersten Impulse euch bereits begeistern. Im Übrigen muss euer Forschungsthema nicht unbedingt in einem deutsch-französischen Rahmen verankert sein. Viele im Programm verfasste Masterarbeiten befassen sich zwar mit der deutschen oder französischen Geschichte, aber ich habe zum Beispiel zur spanischen Kolonialgeschichte geforscht. Das Programm bleibt dann trotzdem für seinen methodischen und institutionellen Rahmen sehr wertvoll.
Wie hast du deinen Alltag im anderen Land erlebt? An einem Studientag, an einem Wochenende? Beschreibe uns einen typischen Tag im Leben eines Studenten in diesem Programm.
Wie bereits erwähnt, habe ich in Paris in der Cité universitaire gewohnt. Dieser internationale Campus ist ein sehr besonderer Ort. Ich habe dort viele schöne Begegnungen gemacht und konnte vom sehr großen kulturellen und sportlichen Angebot profitieren. Der einzige Nachteil dieser Wohnlage war das Pendeln. Von der Cité u im Süden von Paris bis nach Aubervilliers (im Norden der Hauptstadt, wo der Campus liegt) habe ich gut eine Stunde mit der Bahn gebraucht. Ich bin dort etwa vier Tage pro Woche hingefahren, um an meinen Seminaren teilzunehmen. Zumeist hatte ich an einem Tag zwei zweistündige Seminare, in denen die während der Woche gelesenen Texte besprochen wurden und die auch ziemlich flott vorübergingen. Danach ging es generell in die Mensa und dann auf in die Bibliothek, um Quellen und Literatur zu lesen oder an kleinen Auszügen der Masterarbeit zu schreiben. In der Humathèque (der Campusbib) kann man sehr angenehm arbeiten, oft bin ich aber auch zur BnF (die französische Nationalbibliothek) gefahren. In Paris gibt es zahlreiche Bibliotheken und Studienorten, die man für sich entdecken kann. Im Deutschen Historischen Institut war ich zum Beispiel auch immer gerne. Auch hinsichtlich der Archive hat die Hauptstadt viel zu bieten, das hat mich aber wegen meinem Forschungsthema weniger betroffen. Sehr wichtig sind auch die regelmäßigen Treffen mit den BetreuerInnen der Masterarbeit. Mit meinem Prof, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe, habe ich mich etwa jeden Monat getroffen, um ein oder zwei Stunden lang über meine Fortschritte, aber auch Rückschläge und Zweifel zu sprechen. Das war für mich eine riesige Hilfe und dieser Austausch war zentral für die Entwicklung meiner Forschungsarbeit. Am Wochenende hatte ich dann Zeit Paris zu entdecken, sei es, um Museen zu besuchen oder feiern zu gehen. In der Hauptstadt gibt es für beides und auch noch viele weitere Aktivitäten super viele Möglichkeiten!
Warum kannst du eine Mitgliedschaft beim Alumni-Verein HEIPAR empfehlen?
Das Beitreten beim Alumni-Verein ist wertvoll, um noch ein bisschen weiter im deutsch-französischen Rahmen aktiv zu sein. Als Masterstudierender ist das kostenlos und lohnt sich rein dadurch, dass man zweimal jährlich (nach den Ateliers) in ein Restaurant eingeladen wird und so noch mehr Zeit hat sich mit den Kommilitonen aber auch früheren Studierenden des Programms auszutauschen. Der Verein organisiert auch regelmäßig weitere Veranstaltungen wie zum Beispiel Treffen, in denen frühere Programmmitglieder über ihren beruflichen Werdegang berichten. Nach dem Studium bietet der Alumni-Verein natürlich eine hervorragende Möglichkeit, um zu dem Studiengang und den früheren Kommilitonen Kontakt zu bewahren.